Liza Marklund: Jagd

Komplex, düster und routiniert

Zunächst das Positive über diesen neuen Annika-Bengtzon-Krimi: Dies ist kein Krimi, den man einfach so herunterliest. Die Handlung ist äußerst komplex, es sind mehrere Fälle ineinander verwoben, einer davon fast 20 Jahre alt. Das ist manchmal nicht ganz einfach zu durchschauen und manche Kapitel kann man erst im Nachhinein einordnen und verstehen, hat mir aber Spaß gemacht. Gekonnt und routiniert schafft es Liza Marklund, am Ende viele (nicht alle) Fäden zu entwirren, obwohl man das bis kurz vor Schluss für fast unmöglich hält.

Besonders interessant ist an Marklunds Krimi-Reihe natürlich die Doppelermittlung von zwei Seiten: von Annika Bengtzon, Journalistin beim Abendblatt, und von Seiten der Polizei, im Mittelpunkt dieses Mal die neue operative Fallermittlerin Nina Hoffman. Szenen aus Annikas Privatleben (gescheiterte Ehe, neue Partnerschaft, Patchwork-Konstellation) sind in genau der richtigen Dosierung eingestreut und lassen einem immer wieder kurze Atempausen im „Ermittlungsstress“. Und die grundsätzlichen Überlegungen über die Ethik der Presse und eventuelle Grenzen der Pressefreiheit geben dem Krimi eine Tiefe über den eigentlichen Kriminalfall hinaus. Und auch die Stimmung ist so, wie es sich für einen typisch schwedischen Krimi eben gehört: eher düster und melancholisch.

Die Folterszene am Anfang und die Beschreibung des ermordeten Obdachlosen hätten für meinen Geschmack auch weniger drastisch sein dürfen. Aber das ist wohl Geschmacksache…

Ein Tipp an alle Leser: Auch wenn man mit diesem Krimi in die Serie einsteigen kann, für einen ungetrübten Genuss sollte man die Bände davor, zumindest Weißer Tod gelesen haben. Mir fehlen dieser Band und Kalter Süden und ich hatte oft das Gefühl, einzelne Szenen nicht richtig zu verstehen.

Was mich beim Lesen wirklich gestört hat, ist der geringe Zeilenabstand. Der Druck hat mich an alte Taschenbücher von Rororo erinnert und das habe ich beim Lesen als sehr anstrengend empfunden. Also die Bitte an den Ullstein-Verlag: lieber 2 EUR teurer und ein großzügigerer Druck.

Liza Marklund: Jagd. Ullstein 2015
www.ullsteinbuchverlage.de

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert